Montag, 28. Februar 2011

... unsers Unglücks Schmied.

Ost-Ennerich (VSE)
27. 2. 2011, So

Warum soll es uns eigentlich
besser ergehen als so vielen Generationen vor uns, sintemal wir (als Gesellschaft gesprochen) insgesamt durch unser Tun und Lassen (zumindest Mit-)Verantwortung tragen, für das, was geschieht, und irgendwann einmal letztlich konkret dann uns selber geschieht.

So sind wir denn auch
in modischer Umkehrung lange gültiger Werte und Sprüche sozusagen unsers Unglücks Schmied.

Was uns dereinst ereilt,
(oder schon demnächst, wenn der Aufruhr endlich auch nach Europa überschwappt ?!) dürfte bei nicht wenigen pures Entsetzen auslösen, denn es wird mehr zu Bruch gehen als nur so manch beschränktes Weltbild und vieleviele rosarote Brillen.

Fehleinschätzungen können tödlich sein.
Und Fehlbesetzungen ebenso. Mit Sicherheit aber sind sie fatal, da sie sich über kurz oder lang auswirken, sofern sie nicht rechtzeitig ersetzt und die Fehler korrigiert werden.

Doch das ist viel zu theoretisch,
denn die Praxis hier und heute sieht ganz anders aus. Wenn offenkundige Fehler und Fehleinschätzungen weder erkannt werden noch benannt werden dürfen, erscheint jede Korrektur als rein illusorisch.

Dann wird es wieder die Natur sein,
die alles richtet mit ihren bewährten brachialen Methoden und die den in utopische Höhen entschwebten Menschen der Moderne höchst unsanft auf den Boden der Tatsachen wieder zurückholen wird.

Und dann dürfte es wieder in oberster Priorität
um nur einige, wenige elementare Bedürfnisse gehen, wie es den schlechten Zeiten eben gemeinsam ist, nämlich um die eigene Unversehrtheit, um eine einigermaßen regelmäßige Ernährung, um ein halbwegs gesichertes Zuhause und um ein bescheidenes Auskommen.

Alles darüber hinaus
wird dann als großer Luxus betrachtet werden. Nun, keine allzu erquickliche Vorstellung, aber im Bereich der Geschichte nichts ungewöhnliches, eher schon das normalste Sache von der Welt.

Geschichte hat zwar per definitionem
in erster Linie mit Vergangenheit zu tun, doch bleibt sie nicht darauf beschränkt, spiegelt sie doch in Gestalt wiederkehrender Muster zumindest in gewissen Aspekten und Akzenten auch die Zukunft.

Warum also sollte es uns eigentlich
besser ergehen ? Erschütterungen, Kriege, Zeiten der Not und des anhaltenden Verfalls, der Unterdrückung und Verfolgung sind nun nicht gerade selten im Verlauf der Geschichte oder etwas anschaulicher im Flug über die Jahrtausende.

Solche Verfalls- und Auflösungsphasen
stellen sich immer wieder aufs neue ein und halten sich unter Umständen hartnäckig; ja sie können ganze Kontinente betreffen, über lange Jahrhunderte sogar, wie das Beispiel Afrika zeigt.

Aber zurück zur einleitenden Frage.
Warum sollten wir verschont bleiben ? Weil wir so fortschrittlich und soviel klüger sind ? Schön wär’s.

Die Geschichte zeigt allerdings
ein anderes Bild. Denn würde man eine Meßlatte, auf der ein Menschenleben mit gut geschätzt 70 Jahren verzeichnet wäre, mal hier mal da auf die einzelnen Jahrhunderte mit ihren Ereignissen und Wirrnissen legen, so wird man schwerlich eine anhaltende Spanne über 70 Jahre finden, in der es ohne Not und Erschütterung abgegangen ist.

Entweder traf es die Beteiligten
n der Kindheit und Jugend, in den mittleren Jahren oder eben noch zuletzt im Alter. Irgendwann standen derartige Turbulenzen in der Vergangenheit jedenfalls immer an, die existenziellen Bedrohungen und Verwerfungen. Nichts neues unter der Sonne.

Also, warum soll es uns besser ergehen,
wo wir diesem Szenario aus Beschränktheit und Gutmichelei in der übergroßen Mehrheit auch noch tatkräftig zuarbeiten.



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|_ 102. _|

Nicht bloß
ein witziger Spruch
.

Auch schlechte Zeiten
haben ihre guten Seiten.



(September-Spruch aus:
Kalender-Sprüche 2007)


Könnte mir vorstellen, daß dieser Text hier zwar nicht alternativlos aber doch ein wenung hilfreich ist.


... Musikspur: Grace Jones - I’ve seen that Face before / Island Life …

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