Samstag, 5. April 2014

Über das Nicht-Essen



Ost-Ennerich (VSE)
- Fr - 4. 4. 2014 -


Jetzt wo das Fasten nun
allmählich seim Ende entgegengeht, hier noch ein Text vom 5. Tag.

Wenn man über mehrere
Tage fastet, freut ma sich irgendwann darauf, wieder essen und bei Appetit auch tüchtig zulangen zu können.

Das ist dann echte Vorfreude,
wie sie ein Kind vor Weihnachten hat. Aber zwei Tage müssen noch abgewartet werden.

Und was sind schon zwei Tage ?! 
Gewiß, für Kinder eine irrelange Zeit, aber wenn ma mal die 50 überschritten hat, rechnet man allmählich mehr in Wochen als in Tagen ...

Und was sich ohne jede
Einschränkung sagen läßt, nämlich daß das Nicht-Essen für begrenzte Zeit einfach wirklich gut bekommt und sich auch zelebrieren läßt. 


Was bekanntlich beim Essen, 
egal wie gut es schmeckt, nicht automatisch gegeben ist, vor allem dann wenn ma sich, weil’s so gut mundet, den Bauch im Übermaß vollschlägt.

Im Anschluß daran 
fühlt man sich entsprechend schwer und ist vorrangig mit was ?! ach so, mit Verdauen beschäftigt, so daß das Denkerstübchen im Hirn wegen Blutmangel auf Sparflamme gedrosselt wird.

Und genau dieser Effekt
kann beim Nicht-Essen nun mal nicht eintreten. Weswegen es ja auch heißt, daß Dichtern und anderen Künstlern eine längere karge Phase nicht abträglich sei und ihrer denkerischen und künstlerischen Qualität letztendlich zugute komme.

Nicht wahr, Friedrich ?! 
Und auf der anderen Seite zum Vergleich ein Großschriftsteller wie Thomas Mann mit frühem Ruhm und immer gut Kohle.

Keine Frage,
er war auch sehr produktiv dank seiner Disziplin, klagte aber daneben ständig in seim Tagebuch über Magenprobleme und Verdauungsbeschwerden.

Hätte Tommi nur regelmäßig
eine Nullwoche eingelegt, hätte er mit derlei Beschwerden wohl keine Probleme gehabt.

Aber wie gesagt,
ma kann das Nicht-Essen sogar zelebireren, weil es sich eben wie ein Triumph anfühlt und weil es imgrunde gar nicht so schwer und entbehrungsreich ist, als man sich das gemeinhin ausmalt.

Denn so seltsam es sich
anhören mag, aber es ist so, gerade der Verzicht bringt Gewinn. Zum einen nämlich in Form dieser wunderbaren Leichtigkeit, die sich schon bald einstellt und angenehm aus der Magengegend aufsteigt, so als würde sich der Magen zu Wort melden und mitteilen, wie gut es ihm tut einmal für eine Weile auszuruhen und pausieren zu können.

Und nicht zu vergessen
der Umstand, daß die Gedanken viel besser flutschen und einfach flüssiger unterwegs sind und viel schneller in lichte Hohen gelangen, als wenn sie durch kulinarische Genüsse abgeschwächt oder sogar ganz ausgebremst werden.

Bleibt noch zu sagen,
ja es geht gut, für eine begrenzte Zeit von sechssieben Tage gänzlich auf Essen, also feste Nahrung zu verzichten, dabei sollte man aber genug trinken.

Und es ist keineswegs,
nein kein bißchen eine Qual sondern eine echte Bereicherung. Im übrigen ,die Fähigkeit auch mal oder besser immer wieder karge Zeiten zu überstehen, ist quasi seit Anbeginn in unsere Gene einprogrammiert und muß nur wieder entdeckt und dh. also wieder erweckt werden.

Und wer sagt denn,
daß die Läden immer so prall gefüllt sein müssen. Ein wenig Erfahrung in Sachen Fasten kann da nicht schaden. Und was de Zukunft angeht, sollte ma bekanntlich auf einiges gefaßt sein.

Nun, bis morgen geht noch
meine Fastenkur oder besser morgen kleckert sie so langsam aus, denn am Nachmittag werde ich allmählich mein Fasten brechen und den Magen ganz sachte anfüttern.

Zunächst nur ein klein wenig
Trockenbrot, zwei Stunden darauf eine halbe und am Abend sogar eine ganze Scheibe Brot mit Schinken oder eim anderen leckeren Belag.

Um dann mit Beginn
der neuen Woche wieder ganz normal essen zu können. 



Wer ein wenig neugierig
geworden ist, wie so eine Nulldiät am besten anzugehen ist, ohne sich allzu sehr zu quälen, mag sich ruhig melden oder soll mal in Berlin im LI-LA  Literatur-Laden vorbeischauen.







--------------ж--------------






 ]\[  182.  ]/[



Wer sich  
aus voller Überzeugung 
in abgelegene Bergregionen 
zurückzieht, 
der tut dies, 
weil er keinen Herrn 
über sich haben möchte
 - 
außer den  Herrn selbst.



Apho Nr. 1389 - aus:

Eo Scheinder  - 
Anleitung zum Selber-Denken 
- Aphorismen / Band  III

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen